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Selbstbestimmtes Lernen bei Swisscom

Selbstbestimmtes Lernen bei Swisscom
Photo by Swisscom

Das Ausbildungsmodell von Swisscom geht weit über die traditionellen Ansätze hinaus. Es bietet den Lernenden die Möglichkeit, ihre Ausbildung durch selbstgewählte Projekte aktiv zu gestalten und dadurch individuelle Stärken zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht der „Marktplatz“ – eine Plattform, auf der Auszubildende Projekte auswählen und sich darauf bewerben können, ganz nach ihren Interessen und benötigten Kompetenzen. Dieses innovative Konzept fördert nicht nur die Selbstständigkeit, sondern bereitet die Lernenden optimal auf die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt vor. 

In diesem Beitrag lernst du:

  • Swisscoms einzigartiges, selbstbestimmtes Ausbildungsmodell kennen
  • Wie der "Marktplatz" Lernenden ermöglicht, Projekte selbst auszuwählen
  • Bedeutung von Eigenverantwortung und Selbstvermarktung in der Ausbildung
  • Schritte zur Implementierung eines solchen Modells in deinem Unternehmen
  • Flexibilität und Feedbackkultur als Erfolgsfaktoren
  • Förderung von Eigenverantwortung und Teamintegration in modernen Ausbildungsprogrammen

Deine Investition in das Projekt:

  • Zeitaufwand für Lehrlinge (max. 5): ⌛⌛⌛⌛
  • Zeitaufwand für Ausbilder (max. 5): ⌛⌛⌛
  • Kosten (max. 5): 💵

Über das Unternehmen

Swisscom ist das führende Telekommunikationsunternehmen in der Schweiz und bietet eine Vielzahl von Ausbildungsplätzen in unterschiedlichen Bereichen an. Das Unternehmen legt großen Wert auf die Förderung junger Talente und bildet jährlich rund 800 Lernende in 9 verschiedenen Berufen aus. Dazu gehören technische Berufe wie Informatiker EFZ, Mediamatiker EFZ oder ICT-Fachfrau/-mann, aber auch kaufmännische Ausbildungen und spezialisierte Profile im Bereich Design oder Telekommunikationstechnik.

Das Ausbildungsmodell im Detail

Das Ausbildungsmodell bei Swisscom zeichnet sich durch einen hohen Grad an Selbstständigkeit, Flexibilität und Individualität aus. Im Gegensatz zu traditionellen Ausbildungsmodellen, bei denen die Lernenden einem festgelegten Plan folgen, haben die Auszubildenden bei Swisscom die Möglichkeit, ihren Lernweg selbst zu gestalten. Dies geschieht über den sogenannten "Marktplatz", auf dem Lernende selbstständig nach Projekten suchen können, die ihren Interessen und offenen Kompetenzen entsprechen.

Anstatt in vordefinierten Abteilungen zu arbeiten, entscheiden die Lernenden selbst, welche Projekte sie übernehmen möchten. Dabei bewerben sie sich auf ausgeschriebene Projekte, durchlaufen einen Bewerbungsprozess und können mit ihrer Bewerbung ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dieses System bereitet die Lernenden optimal auf die spätere Arbeitswelt vor, indem es ihnen die Möglichkeit gibt, in einem sicheren Rahmen die Selbstvermarktung zu üben. Gleichzeitig fördert es die Entwicklung individueller Stärken und Erfahrungen, da jeder Lernende seinen eigenen „Erfahrungsrucksack“ füllt und für unterschiedliche Aufgaben je nach erlangten Kompetenzen gefragt ist.

Ab dem ersten Tag werden die Lernenden als vollwertige Teammitglieder betrachtet. Sie arbeiten an realen Projekten mit wirtschaftlicher Relevanz mit, übernehmen Verantwortung und können sogar eigene Projekte leiten. Der Leitsatz "ICH WILL" begleitet sie im Alltag und motiviert sie, über sich hinauszuwachsen und neue Herausforderungen anzunehmen.

Durch die Integration in reale Projekte werden die Lernenden nicht nur optimal auf die Arbeitswelt vorbereitet, sondern tragen auch aktiv zur Weiterentwicklung von Swisscom bei. Dies macht das Ausbildungsmodell besonders attraktiv und fördert die individuelle Entwicklung jedes Lernenden.

Andere Ausbildungsbetriebe können von diesem Modell lernen, indem sie mehr Flexibilität und Selbstverantwortung in ihre eigenen Ausbildungsprogramme einbauen. Der Fokus auf projektbasiertes Lernen und individuelle Stärken könnte auch in anderen Unternehmen die Motivation und das Engagement der Auszubildenden fördern. Es ist wichtig, den Lernenden früh Verantwortung zu übergeben und ihnen die Möglichkeit zu geben, eigene Projekte zu verwirklichen.

Swisscom zeigt, wie moderne Ausbildung durch Selbstbestimmung und praxisnahe Projekte die Ausbildung nicht nur attraktiver, sondern auch effektiver gestalten kann.

Photo by Swisscom

Implementierungsanleitung für ein selbstbestimmtes Ausbildungsmodell

Wenn Unternehmen die innovative Ausbildungsstruktur von Swisscom aufgreifen und ein selbstbestimmtes, projektbasiertes Lernmodell implementieren möchten, sind einige zentrale Schritte zu beachten.

1. Schaffung eines digitalen „Marktplatzes“ für Projekte

Das Herzstück von Swisscoms Modell ist der „Marktplatz“, auf dem Lernende selbstständig Projekte auswählen können, die ihren Interessen und Ausbildungszielen entsprechen. Um dieses System in deinem Unternehmen umzusetzen, solltest du:

  • Eine digitale Plattform einrichten: Entwickle oder nutze vorhandene Projektmanagement-Tools, um einen virtuellen Raum zu schaffen, auf dem Projekte ausgeschrieben werden. Tools wie Trello, Jira oder eine maßgeschneiderte Lösung könnten hilfreich sein.
  • Projekte kategorisieren: Sortiere die Projekte nach Bereichen, Themen und den Kompetenzen, die erforderlich oder förderlich sind. Dies erleichtert den Lernenden die Navigation und Auswahl.
  • Bewerbungsprozess einführen: Gestalte einen unkomplizierten, aber professionellen Bewerbungsprozess, der die Lernenden dazu anregt, ihre Motivation und ihre Fähigkeiten zu zeigen. Das fördert die Selbstvermarktung und gibt erste Einblicke in reale Bewerbungsprozesse.

2. Individualisierte Ausbildungspläne

In einem traditionellen Ausbildungsumfeld gibt es oft starr festgelegte Abteilungen und Arbeitszeiten. Das Swisscom-Modell erfordert mehr Flexibilität:

  • Individuelle Entwicklungspläne: Jeder Lernende sollte auf Basis seiner Stärken, Interessen und des jeweiligen Berufsbildes einen eigenen Ausbildungsplan erhalten. Dies ermöglicht eine auf die Person zugeschnittene Lernerfahrung.
  • Selbstgesteuerte Zeitplanung: Lernende sollten befähigt werden, ihre Ausbildungszeit so zu strukturieren, dass sie die benötigten Kompetenzen in ihrem eigenen Tempo und nach ihren Interessen erwerben können.

3. Förderung von Eigenverantwortung und Selbstvermarktung

Ein zentrales Element des Modells ist die Förderung der Eigenverantwortung der Lernenden:

  • Projektleiter-Rollen für Lernende: Biete Lernenden die Möglichkeit, kleinere Projekte selbst zu leiten. Dies stärkt ihre Führungsfähigkeiten und das Gefühl der Verantwortung.
  • Mentoring-System einrichten: Ältere Lernende oder Ausbilder sollten als Mentoren bereitstehen, um Feedback zu geben und die Lernenden in ihrer Rolle als „Projektleiter“ zu unterstützen.

4. Echte, praxisnahe Projekte anbieten

Damit das Modell funktioniert, müssen Lernende an realen Projekten arbeiten, die für das Unternehmen von Bedeutung sind:

  • Wirtschaftsrelevante Aufträge: Integriere die Lernenden in laufende Projekte des Unternehmens, sodass sie das Gefühl haben, wirklich etwas beizutragen.
  • Rückmeldung in Echtzeit: Sorge für regelmäßiges Feedback von den Projektteams, sodass Lernende ihre Leistung evaluieren und verbessern können.

5. Ermutigung zur Selbstreflexion

Die Lernenden bei Swisscom reflektieren regelmäßig ihre Erfahrungen und Erfolge:

  • Reflexionsmeetings: Organisiere regelmäßige Meetings, in denen die Lernenden ihre Fortschritte und Herausforderungen besprechen können.
  • Portfolio-Entwicklung: Lasse die Lernenden ein Portfolio ihrer Projekte und erlernten Kompetenzen aufbauen. Dies motiviert sie, ihre Fortschritte zu dokumentieren und sich auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.

6. Flexibilität in der Ausbildungsstruktur

Ein flexibles Modell erfordert, dass auch der Ausbildungsprozess weniger starr ist:

  • Flexible Zeitmodelle: Ähnlich wie bei Swisscom sollten die Lernenden entscheiden können, wann sie an bestimmten Projekten arbeiten, solange sie die geforderten Kompetenzen rechtzeitig erlangen.
  • Möglichkeit für Auslandsaufenthalte oder Hospitationen: Biete Möglichkeiten, in anderen Abteilungen oder sogar Unternehmen und Ländern Erfahrung zu sammeln, um den Erfahrungshorizont der Lernenden zu erweitern.

7. Förderung einer starken Unternehmenskultur

Einer der Gründe für den Erfolg des Swisscom-Modells ist die enge Einbindung der Lernenden in das Team und die Kultur des Unternehmens:

  • Leitmotiv für die Ausbildung entwickeln: Schaffe ein klares Leitbild für die Ausbildung, das die Lernenden motiviert, sich Herausforderungen zu stellen und kontinuierlich zu lernen, wie etwa Swisscoms „ICH WILL“-Leitsatz.
  • Integrieren von Lernenden in Team- und Firmenveranstaltungen: Lernende sollten sich als vollwertige Teammitglieder fühlen. Regelmäßige Integration in Meetings, Workshops und Veranstaltungen stärkt das Zugehörigkeitsgefühl.

Fazit: Ein neues Lernmodell für moderne Ausbildungsanforderungen

Die Implementierung eines selbstbestimmten Ausbildungsmodells, wie es bei Swisscom erfolgreich praktiziert wird, erfordert eine umfassende Anpassung bestehender Strukturen und Denkweisen. Mit der richtigen digitalen Infrastruktur, flexiblen Ausbildungsplänen, praxisnahen Projekten und der Förderung von Eigenverantwortung und Selbstreflexion kannst du ein zukunftsorientiertes Ausbildungsmodell schaffen, das deine Lernenden optimal auf die moderne Arbeitswelt vorbereitet.

https://www.swisscom.ch/de/about/karriere/getit/berufslehre-bei-swisscom/ausbildungsmodell-von-swisscom-erklaert.html

https://zoon.swisscom.com/event/infonachmittag-oktober-2024-online