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HARTL HAUS: Schulpartnerschaft als Erfolgsmodell für die Ausbildung

HARTL HAUS: Schulpartnerschaft als Erfolgsmodell für die Ausbildung
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Im Kontext der Fachkräftesicherung und des demografischen Wandels stehen viele Ausbildungsbetriebe vor der Herausforderung, qualifizierte Nachwuchskräfte zu gewinnen und auszubilden. Eine Möglichkeit, diesem Problem entgegenzuwirken, ist die enge Kooperation zwischen Schulen und Betrieben, wie sie in der hier beschriebenen Schulpartnerschaft von HARTL HAUS mit der Polytechnische Schule Zwettl vorbildlich umgesetzt wurde.

In diesem Beitrag lernst du:

  • Wie eine erfolgreiche Schulpartnerschaft strukturiert ist
  • Welche Vorteile eine solche Kooperation für Ausbildungsbetriebe und Schulen bietet
  • Konkrete Beispiele für praxisnahe Ausbildungsaktivitäten
  • Tipps zur Planung und Organisation von Partnerschaftsprojekten
  • Wie eine nachhaltige Ausbildung von Fachkräften durch frühzeitige Einbindung der Schüler gelingt
  • Welche Erfolgsfaktoren für den langfristigen Erfolg einer Schulpartnerschaft wichtig sind 

Über das Unternehmen

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HARTL HAUS ist Österreichs ältester Fertighaushersteller und seit über 127 Jahren in der Branche tätig. Das Unternehmen, das sich im niederösterreichischen Waldviertel befindet, ist bekannt für die Herstellung von individuell geplanten Fertighäusern sowie maßgefertigten Möbeln, Fenstern und Türen aus der eigenen Tischlerei. HARTL HAUS steht für höchste Qualität, 100 % Produktion in Österreich und die Verwendung regionaler Rohstoffe. Das Unternehmen legt großen Wert auf Kundenzufriedenheit und bietet alles aus einer Hand, von der Beratung über die Planung bis hin zur Fertigung und Montage.

Zudem spielt die Lehrlingsausbildung eine zentrale Rolle bei HARTL HAUS. Aktuell beschäftigt das Unternehmen rund 30 Lehrlinge, die in den Berufen Tischler, Tischlereitechniker und Fertighausbauer/Zimmerer ausgebildet werden.

Die Ausgangssituation: Fachkräftemangel als Treiber für neue Ausbildungsansätze

Der Fachkräftemangel stellt viele Betriebe vor große Herausforderungen. Insbesondere handwerkliche Berufe haben oft das Problem, dass sie für junge Menschen weniger attraktiv erscheinen als andere Berufsfelder. Der demografische Wandel verschärft diese Situation zusätzlich, da immer weniger Schulabgänger für immer mehr freie Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen. Aus dieser Notwendigkeit heraus entstand die Idee einer Schulpartnerschaft, die den Betrieb als Ausbildungsstätte direkt mit einer regionalen Schule verbindet. Das Ziel dieser Partnerschaft ist es, den Schüler frühzeitig Einblicke in den Berufsalltag zu ermöglichen und somit ihr Interesse für handwerkliche Berufe zu wecken.

Die Kooperation: Schulpartnerschaft als Brücke zwischen Theorie und Praxis

Die Zusammenarbeit wurde im Sommer 2023 von der Personalabteilung des Unternehmens initiiert und am 8. September 2023 durch einen offiziellen Partnerschaftsvertrag zwischen dem Unternehmen und der Schule besiegelt. Die erste gemeinsame Aktivität fand kurz darauf im Oktober statt: Eine Exkursion der „Holzklasse“ der Polytechnischen Schule ins Werk des Unternehmens ermöglichte es den Schülern, die Fertighaus-Produktion live zu erleben und den Tischlern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Dabei wurden den Jugendlichen praxisorientierte Einblicke in die verschiedenen Ausbildungsberufe des Unternehmens geboten. Ein Vortrag der Personalabteilung ergänzte den Tag und bot den Schülern die Möglichkeit, ihre Fragen rund um die Ausbildung zu stellen. Das Unternehmen übernahm die Kosten für den Ausflug, inklusive Transport und Verpflegung, was die Zusammenarbeit auch finanziell unterstützte.

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Die Umsetzung: Einblick in die Aktivitäten der Partnerschaft

Die Partnerschaft geht weit über gelegentliche Exkursionen hinaus. Sie umfasst ein breit gefächertes Programm an Aktivitäten, das darauf abzielt, die Schüler umfassend auf ihre potenzielle berufliche Zukunft vorzubereiten. So wurden Schnupperplätze für die Schüler der Holzklasse angeboten, die im Rahmen der Berufspraktischen Wochen in der Fertighausproduktion und in der Tischlerei des Unternehmens praktische Erfahrungen sammeln konnten. Im September und November 2023 nutzten bereits vier Schüler dieses Angebot und erhielten durch das „Schnuppern“ wertvolle Einblicke in den Arbeitsalltag. Alle vier Schüler entschieden sich daraufhin, im Sommer 2024 ihre Ausbildung bei dem Unternehmen zu beginnen.

Zusätzlich zu den Exkursionen und Praktika bietet das Unternehmen auch fachliche Unterstützung im Unterricht an. So besuchten im Dezember 2023 zwei erfahrene Facharbeiter des Unternehmens die Holzklasse und arbeiteten gemeinsam mit den Schülern an praktischen Projekten. Dabei gaben sie nicht nur wertvolle Tipps zum Umgang mit Holz und Werkzeugen, sondern begleiteten die Schüler auch beim Bau von Nistkästen, die diese stolz mit nach Hause nehmen durften. Auch hier stellte das Unternehmen das benötigte Material zur Verfügung, was die Verbundenheit zwischen Betrieb und Schule weiter stärkte.

Eine weitere Aktivität im Rahmen der Partnerschaft war die Teilnahme der Schüler am jährlichen Viertelsbewerb der Polytechnischen Schulen im Fachbereich Holz. Zwei Schüler der PTS Zwettl, Anna Stiftner und Jan Haag, wurden von einem Tischlereitechniker des Unternehmens in einem eintägigen Intensivtraining auf den Wettbewerb vorbereitet. Am Tag des Wettbewerbs traten die beiden gegen Konkurrenten aus anderen Schulen an und erzielten hervorragende Ergebnisse, wobei Jan Haag sogar den zweiten Platz belegte. Dieser Erfolg qualifizierte ihn für den Landeswettbewerb, bei dem das Unternehmen ihn ebenfalls durch zusätzliche Trainings unterstützte.

Erfolg durch Nachhaltigkeit: Langfristige Benefits für beide Seiten

Die Partnerschaft zwischen Schule und Betrieb bietet für beide Seiten nachhaltige Vorteile. Für die Schüler bedeutet die Kooperation, dass sie praxisnahe Erfahrungen sammeln und wertvolle Einblicke in die Berufswelt erhalten können. Diese Erfahrungen sind entscheidend für ihre spätere Berufswahl und ermöglichen es ihnen, sich frühzeitig für einen Beruf zu entscheiden, der ihren Interessen und Fähigkeiten entspricht. Durch die aktive Einbindung in den Betriebsalltag lernen die Jugendlichen die Anforderungen und Abläufe in einem handwerklichen Betrieb kennen und können ihre eigenen Stärken und Schwächen besser einschätzen. Für das Unternehmen bietet die Partnerschaft den Vorteil, potenzielle zukünftige Mitarbeiter bereits vor Beginn der Ausbildung kennenzulernen. Dies ermöglicht es dem Betrieb, die Eignung der Schüler für den Beruf besser einzuschätzen und so gezielt Nachwuchskräfte zu rekrutieren. Zudem stärkt die Zusammenarbeit die Präsenz des Unternehmens in der Region und fördert den Austausch mit der Schule, was wiederum neue Impulse für die eigene Ausbildungsstrategie liefert.

Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor ist die langfristige Ausrichtung der Partnerschaft. Die Aktivitäten sind nicht auf einzelne Aktionen beschränkt, sondern werden über mehrere Jahre hinweg kontinuierlich fortgeführt. Dadurch entsteht eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die es ermöglicht, auf die Bedürfnisse der Schüler und Lehrer individuell einzugehen und die Partnerschaft stetig weiterzuentwickeln.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Natürlich bringt ein solch umfangreiches Kooperationsprojekt auch Herausforderungen mit sich. Eine der größten Herausforderungen ist die Organisation und Koordination der verschiedenen Aktivitäten. Sowohl auf Seiten des Unternehmens als auch auf Seiten der Schule müssen ausreichend zeitliche und personelle Ressourcen zur Verfügung stehen, um die Partnerschaft erfolgreich umsetzen zu können. Die Abstimmung zwischen den verschiedenen Abteilungen im Unternehmen sowie zwischen Lehrer, Schüler und Eltern erfordert viel Engagement und Organisationsgeschick.

Ein zentraler Lösungsansatz ist die Benennung einer Ansprechperson, die als Schnittstelle zwischen Betrieb und Schule fungiert. Diese Person koordiniert die verschiedenen Aktivitäten, plant gemeinsame Veranstaltungen und sorgt für eine reibungslose Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Regelmäßige Feedback-Runden am Ende eines jeden Schuljahres helfen dabei, die Zusammenarbeit zu evaluieren und Verbesserungspotenziale für die Zukunft zu identifizieren.

Erfolgsfaktoren: Was andere Ausbildungsbetriebe lernen können

Dieses Best-Practice-Beispiel zeigt deutlich, dass eine erfolgreiche Schulpartnerschaft auf mehreren Säulen beruht. Für Ausbildungsbetriebe, die ähnliche Projekte in ihrem Betrieb umsetzen möchten, lassen sich folgende Erfolgsfaktoren ableiten:

  1. Frühzeitige Einbindung der Schüler:

Indem Jugendliche schon während ihrer Schulzeit praxisnahe Erfahrungen sammeln, kann ihr Interesse für den Beruf geweckt und gefördert werden.

  1. Langfristige Partnerschaft:

Eine nachhaltige Zusammenarbeit über mehrere Jahre hinweg ermöglicht es, die Partnerschaft kontinuierlich zu vertiefen und die Bedürfnisse der Schüler und Lehrer besser zu berücksichtigen.

  1. Enger Austausch zwischen Betrieb und Schule:

Regelmäßige Abstimmungen und eine offene Kommunikationskultur sind essenziell, um Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass beide Seiten von der Partnerschaft profitieren.

  1. Praxisnahe Aktivitäten:

Exkursionen, Schnupperpraktika und gemeinsame Projekte bieten den Schülern wertvolle Einblicke in den Berufsalltag und helfen ihnen, ihre beruflichen Interessen und Fähigkeiten besser einzuschätzen.

  1. Fachliche Unterstützung im Unterricht:

Die enge Zusammenarbeit zwischen den Ausbildern und den Lehrern ermöglicht es, die schulische Ausbildung durch praxisorientierte Elemente zu ergänzen und den Unterricht interessanter und relevanter zu gestalten.

Fazit: Schulpartnerschaften als Zukunftsmodell für die Ausbildung

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Die hier beschriebene Schulpartnerschaft ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Ausbildungsbetriebe durch innovative Kooperationsmodelle den Fachkräftemangel bekämpfen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Berufsorientierung junger Menschen leisten können. Indem Schüler frühzeitig Einblicke in die Berufswelt erhalten und ihre Fähigkeiten in praktischen Projekten erproben können, wird der Übergang von der Schule in die Ausbildung erleichtert.

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