Guerilla-Recruiting auf Berufsinformationsmessen

Guerilla-Recruiting auf Berufsinformationsmessen
Photo by Anthony Camp / Unsplash

Einleitung: Im "War for Talents" die Regeln brechen

Die Ausgangslage auf Lehrlings- und Berufsinformationsmessen ist für ausstellende Unternehmen eine zunehmend anspruchsvolle Herausforderung. Die Hallen sind gefüllt mit standardisierten Messeständen, die sich in ihrer Aufmachung kaum unterscheiden. Junge Besucherinnen und Besucher werden mit einer Flut an austauschbaren Slogans, Broschüren und Werbegeschenken konfrontiert. Diese Reizüberflutung führt unweigerlich zu einer Ermüdung und einem Desinteresse bei der anvisierten Zielgruppe. In diesem Meer der Gleichförmigkeit besteht die zentrale Aufgabe nicht mehr nur darin, gesehen zu werden, sondern auf eine Art und Weise wahrgenommen zu werden, die nachhaltig in Erinnerung bleibt. Es geht darum, aus dem Grundrauschen der allgegenwärtigen Werbeflut herauszustechen und eine echte Verbindung zu potenziellen Lehrlingen aufzubauen.

Die strategische Antwort auf diese Herausforderung lautet Guerilla-Recruiting. Dieser Report positioniert diese unkonventionelle Methode als entscheidenden Hebel, um im Wettbewerb um die besten Talente die Oberhand zu gewinnen. Guerilla-Marketing, ursprünglich von Jay C. Levinson in den 1980er Jahren für kleine Unternehmen mit begrenzten Budgets konzipiert, zielt darauf ab, durch den gezielten Einsatz von Überraschung, Witz, Kreativität und Originalität eine überproportional hohe Werbewirkung zu erzielen. Es geht darum, Aufmerksamkeit nicht zu kaufen, sondern sie sich durch kluge und unerwartete Aktionen zu verdienen. Diese Taktik bricht bewusst mit den traditionellen Regeln der Werbung und schafft Erlebnisse, die Menschen nicht nur konsumieren, sondern aktiv mit ihrem Netzwerk teilen möchten.

Dieser Leitfaden bietet einen umfassenden strategischen Fahrplan für Unternehmen, die bereit sind, neue Wege im Lehrlingsmarketing zu gehen. Er ist mehr als nur eine lose Sammlung von Ideen; er liefert eine fundierte Methodik. Beginnend mit der Etablierung des notwendigen "Guerilla-Mindsets" wird die psychologische Grundlage für den Erfolg dieser Taktiken bei der Generation Z beleuchtet. Darauf aufbauend folgt eine tiefgehende Analyse der Zielgruppe – der zukünftigen Lehrlinge in Österreich –, um ihre Werte, Wünsche und digitalen Gewohnheiten zu verstehen. Der Kern des Reports ist ein detaillierter Ideen-Katalog, der konkrete, kreative Guerilla-Aktionen für die verschiedenen Phasen eines Messeauftritts vorstellt. Entscheidend für die praktische Anwendbarkeit ist das darauffolgende Kapitel, das die rechtlichen und logistischen Rahmenbedingungen auf den wichtigsten österreichischen Messeplätzen analysiert und somit eine Brücke zwischen kreativer Vision und realisierbarer Umsetzung schlägt. Abschließend wird ein Framework zur Erfolgsmessung vorgestellt, das über traditionelle Metriken hinausgeht und den wahren Impact von Guerilla-Recruiting-Maßnahmen greifbar macht.

Das Guerilla-Mindset im Recruiting: Mehr als nur bunte Aktionen

Erfolgreiches Guerilla-Recruiting ist keine Frage deines größten Budgets oder der lautesten Aktion. Es ist vielmehr eine strategische Haltung, ein "Guerilla-Mindset", das auf einem tiefen Verständnis für Psychologie, Marke und Zielgruppe basiert. Es geht nicht darum, dass du einmalig ein buntes Feuerwerk zündest, sondern darum, das Thema Recruiting fundamental neu zu denken und eine Kultur des kreativen Experiments zu wagen. 

Die Grundpfeiler des Guerilla-Recruitings

Die Prinzipien des Guerilla-Marketings, ursprünglich von Jay C. Levinson formuliert, lassen sich direkt auf die Personalbeschaffung übertragen und bilden das Fundament für jede erfolgreiche Kampagne.Diese Pfeiler sind keine optionalen Extras, sondern zwingende Voraussetzungen.  

Überraschung & Originalität: Der Kern jeder Guerilla-Aktion ist der Überraschungseffekt. Die Maßnahme muss unerwartet sein und an Orten oder in Kontexten stattfinden, in denen potenzielle Kandidaten keine werbliche Ansprache erwarten. Ein Kanaldeckel wird zum Grillrost, ein Sofapolster zur Werbefläche für Hautcreme oder eine Pizzalieferung zum trojanischen Pferd für eine Stellenanzeige.Auf einer Berufsmesse bedeutet dies, die Grenzen deines eigenen Standes zu durchbrechen und das gesamte Messeumfeld als potenzielle Bühne zu betrachten. Die Originalität der Idee ist dabei entscheidend; das bloße Kopieren bereits bekannter Aktionen verliert den Überraschungseffekt und kann deiner Arbeitgebermarke sogar schaden, da es einfallslos wirkt. 

Emotion & Teilbarkeit: Effektive Guerilla-Aktionen dringen nicht nur ins Bewusstsein vor, sie emotionalisieren.Sie bringen die Zielgruppe zum Lachen, zum Nachdenken oder zum Staunen. Diese emotionale Reaktion ist der Treibstoff für die virale Verbreitung. Eine Aktion muss so konzipiert sein, dass Menschen das Bedürfnis verspüren, sie mit Freunden und Bekannten zu teilen, sei es durch ein Foto auf Instagram, ein Video auf TikTok oder durch klassische Mundpropaganda.Diese Shares und Likes sorgen für eine enorme, kostenlose Reichweite und verankern die Botschaft nachhaltig im Gedächtnis. Der Unterhaltungsfaktor ist somit ein strategisches Werkzeug, um deine eigene Kampagne organisch wachsen zu lassen. 

Authentizität & Marken-Fit: Eine Guerilla-Aktion steht niemals für sich allein; sie ist immer ein direktes Statement über dein Unternehmen als Arbeitgeber.Daher ist es von größter Wichtigkeit, dass die Aktion authentisch ist und zur Unternehmenskultur passt. Ein traditionelles, konservatives Finanzinstitut, das eine übermäßig provokante oder laute Aktion startet, wirkt unglaubwürdig und kann potenzielle Bewerber eher abschrecken.Deine Kommunikation muss glaubwürdig sein, und dein Unternehmen muss hinter den Werten stehen, die es durch die Aktion transportiert.Leere Versprechungen sind der schnellste Weg, das gewonnene Vertrauen wieder zu zerstören. Wenn deine kreative Aktion einen unkomplizierten und modernen Arbeitgeber suggeriert, der anschließende Bewerbungsprozess aber bürokratisch und veraltet ist, führt dies zu einer negativen Candidate Experience und schadet deiner Marke nachhaltig. 

Zielgruppenfokus: Alle genannten Prinzipien laufen an einem Punkt zusammen: dem tiefen Verständnis für die Zielgruppe. Dies ist der absolute Kern des Guerilla-Mindsets.Eine erfolgreiche Aktion spricht nicht zu jedem, sondern gezielt zu einer möglichst kleinen, individuellen Zielgruppe.Es ist unerlässlich, dass du deren Lebenswelt, ihre Gewohnheiten, ihre Probleme, ihre Sprache und ihre Werte kennst. Nur wenn du dich als Insider positionierst und die Bedürfnisse der Kandidaten wirklich verstehst, kannst du eine Botschaft formulieren, die als relevant und nicht als störend empfunden wird.Auf einer Lehrlingsmesse bedeutet das für dich, die Welt aus den Augen eines 15- bis 20-Jährigen zu sehen.  

Von der Taktik zur Strategie

Eine weit verbreitete Fehlannahme ist, Guerilla-Marketing bestehe aus isolierten, spektakulären Einzelaktionen. Das Gegenteil ist der Fall. Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, muss die Guerilla-Taktik in eine übergeordnete Kampagne und einen durchdachten Marketing-Mix eingebettet sein.Eine einzelne Aktion kann schnell verpuffen, wenn sie nicht durch andere Werbemittel unterstützt und verlängert wird. Der strategische Fokus liegt dabei weniger auf dem sofortigen "Verkauf" einer Lehrstelle, sondern vielmehr auf dem Aufbau von Markenbekanntheit (Employer Branding) und der Schaffung von Anknüpfungspunkten für einen erneuten Kontakt (Retargeting).Das Ziel ist nicht der einmalige Klick, sondern die langfristige Empfehlung an Freunde und Bekannte.  

Die Psychologie dahinter: Warum Guerilla bei der Generation Z verfängt

Die besondere Wirksamkeit von Guerilla-Recruiting bei jungen Zielgruppen wie der Generation Z lässt sich psychologisch präzise erklären. Diese Generation ist in einer Welt der permanenten medialen Reizüberflutung aufgewachsen.Sie hat gelernt, klassische Werbebotschaften instinktiv zu filtern und zu ignorieren. Ihr Alltag ist digital, vernetzt und interaktiv; sie hinterfragen mehr und vergleichen intensiver als frühere Generationen.Plumpe, aufdringliche Werbung wird nicht nur ignoriert, sondern aktiv abgelehnt. Stattdessen schätzen sie Authentizität, Ehrlichkeit und eine offene Kommunikation. 

Genau hier setzt der psychologische Mechanismus des Guerilla-Marketings an. Er umgeht den Werbefilter der Generation Z, weil er die traditionellen Codes von Werbung bricht. Eine gut gemachte Guerilla-Aktion wird nicht als solche dekodiert. Sie wird nicht als "an mich gerichtete Werbung" wahrgenommen, sondern als "etwas Cooles, Überraschendes oder Nützliches, das ich entdeckt habe".Dieser subtile, aber entscheidende Wandel in der Wahrnehmung – vom passiven Empfänger zum aktiven Entdecker – ist der Schlüssel zum Erfolg.  

Die Aktion wird dadurch zu ihrem Content. Sie eignet sich die Entdeckung an und teilt sie aus eigenem Antrieb auf Plattformen wie TikTok oder Instagram. Dieser Akt des Teilens verleiht der Botschaft eine immense Glaubwürdigkeit, da die Empfehlung aus dem eigenen sozialen Umfeld und nicht vom Unternehmen selbst kommt. Das Unternehmen stellt lediglich den Anlass, die Bühne und die Requisiten zur Verfügung; die eigentliche Verbreitung und Validierung übernimmt die Zielgruppe selbst. So entsteht eine authentische Mundpropaganda, die mit klassischem Media-Budget kaum zu erreichen wäre.  

Die Zielgruppe im Visier: So ticken zukünftige Lehrlinge in Österreich (Generation Z, ca. 15-25 Jahre)

Um als Arbeitgeber auf einer Berufsmesse erfolgreich zu sein, ist ein tiefgreifendes Verständnis der Zielgruppe – der Generation Z in Österreich – unerlässlich. Es reicht nicht aus, anzunehmen, was junge Menschen wollen. Du musst es wissen. Studien der letzten Jahre zeichnen ein klares Bild von den Werten, digitalen Gewohnheiten und Erwartungen dieser Generation, das als strategische Grundlage für jede deiner Guerilla-Aktionen dienen muss.

Digitale Lebensräume und Mediennutzung

Die Generation Z sind die ersten wahren "Digital Natives". Sie sind mit dem Internet aufgewachsen, und die Trennung zwischen online und offline existiert in ihrer Wahrnehmung kaum noch. 

  • Always-On: Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren verbringen in Deutschland fast 72 Stunden pro Woche online, was auf ähnliche Werte in Österreich schließen lässt. Das Smartphone ist dabei das mit Abstand wichtigste Endgerät und ständiger Begleiter.
  • Relevante Plattformen: Um diese Zielgruppe zu erreichen, sind die richtigen Kanäle entscheidend. Instagram, YouTube und TikTok sind die mit Abstand relevantesten Plattformen für das Ausbildungsmarketing. Dabei gibt es geschlechtsspezifische Präferenzen: Weibliche Jugendliche konsumieren Inhalte eher auf Instagram und TikTok, während männliche Befragte eine höhere Affinität zu YouTube zeigen.
  • Einfluss und Informationsbeschaffung: Soziale Medien sind nicht nur zur Unterhaltung da, sie sind eine primäre Informationsquelle. Bei der Reiseplanung lassen sich junge Menschen deutlich stärker von Social Media (31%) und Blogs (20%) beeinflussen als ältere Generationen.Influencer-Marketing hat eine besonders starke Wirkung, insbesondere auf die jüngeren Mitglieder der Generation Z im Alter von 13-14 Jahren, die Influencer als Vorbilder sehen.  
  • Umgang mit KI: Künstliche Intelligenz ist für die Gen Z bereits Alltag. Sie wird pragmatisch als Werkzeug zur Informationsbeschaffung oder zur Erleichterung von Aufgaben genutzt. Gleichzeitig besteht eine gesunde Skepsis gegenüber den Risiken wie Manipulation oder der Verbreitung von Falschinformationen.

Erwartungen an Arbeitgeber und Bewerbungsprozess

Die Erfahrungen, die die Generation Z als Konsumenten machen, prägen ihre Erwartungen als Bewerber. So wie eine App intuitiv und ein Lieferservice schnell und transparent sein muss, so muss auch der Bewerbungsprozess gestaltet sein. 

  • Kommunikation und Transparenz: An erster Stelle steht der Wunsch nach ehrlicher und offener Kommunikation.Dies schließt auch transparente Angaben zu Gehalt und Entwicklungsmöglichkeiten mit ein. 
  • Der Bewerbungsprozess: Dieser muss vor allem eines sein: unkompliziert, schnell und für mobile Endgeräte optimiert. Bewerbungen werden am liebsten digital per E-Mail (51%) oder über ein einfaches Bewerbungsportal (35%) verschickt.Komplizierte Formulare, die eine separate Registrierung erfordern, oder fehlende Eingangsbestätigungen sind absolute Frustrationspunkte und führen schnell zum Abbruch des Prozesses.Eine One-Click-Bewerbung ist der Idealzustand.  
  • Unternehmenskultur: Ein gutes Arbeitsklima, Wertschätzung, die Möglichkeit zur Weiterbildung und die Offenheit für neue Ideen sind entscheidende Kriterien.Flache Hierarchien sind willkommen, aber kein zwingendes Muss.Das Unternehmen muss als Ort wahrgenommen werden, an dem man sich persönlich und beruflich entfalten kann. 

Eine kreative und aufmerksamkeitsstarke Guerilla-Aktion kann einen enorm positiven ersten Eindruck erzeugen. Dieser emotionale Höhepunkt kann jedoch jäh zerstört werden, wenn der darauffolgende Schritt – beispielsweise der Klick auf den QR-Code – zu einem umständlichen, nicht mobil-optimierten Bewerbungsformular führt. Dieser "Experience-Bruch" ist fatal. Er signalisiert, dass die kreative Fassade nicht zur Realität des Unternehmens passt, und untergräbt die aufgebaute Authentizität. Die gesamte Candidate Journey, von der ersten überraschenden Begegnung bis zum potenziellen Vertragsabschluss, muss dem Guerilla-Spirit entsprechen: einfach, schnell, wertschätzend und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten. Die Guerilla-Aktion ist nur der Türöffner; was dahinter kommt, muss das Versprechen einlösen.

Das Arsenal der Guerilla-Taktiken: Ein Ideen-Katalog für die Messe

Um auf einer Lehrlingsmesse aus der Masse herauszustechen, bedarf es mehr als eines Standardstandes. Du brauchst einen strategisch geplanten Angriff auf die Sinne und die Neugier der Zielgruppe. Die folgenden Ideen sind in vier Phasen gegliedert – vor, auf dem Weg zu, an und abseits des Messestandes. Jede Taktik ist darauf ausgelegt, die Erkenntnisse über die Generation Z zu nutzen und einen maximalen, viralen Effekt zu erzielen.

Phase 1: Aktionen vor der Messe – Den Hype aufbauen

Der Erfolg deiner Messepräsenz beginnt nicht erst am ersten Messetag. Durch gezielte Aktionen im Vorfeld kannst du Neugierde wecken und einen "Buzz" erzeugen, der die Besucher gezielt zu deinem Stand lenkt.

Digitale Mysterien (Conspiracy Recruiting)

Inspiriert von Kampagnen wie "Wo ist Linda?" , wird eine geheimnisvolle Kampagne auf den für die Zielgruppe relevanten Kanälen – TikTok und Instagram – gestartet. Unter einem spezifischen Hashtag (z.B., #RätselHalleC) werden kurze, kryptische Videos oder Bilder gepostet, die eine Frage aufwerfen: "Was verbirgt sich hinter dem Code 4815162342?" oder "Wer knackt die Box an Stand XY?". Diese Posts deuten auf eine Challenge oder die Auflösung eines Rätsels auf der Messe hin. Durch den Einsatz von Geofencing-Werbung können diese Botschaften gezielt im Umkreis von Schulen in der Region ausgespielt werden.

  • Zielsetzung: Diese Taktik des "Conspiracy Recruiting"weckt gezielt die Neugier und erzeugt eine "Fear of Missing Out" (FOMO). Die Messe wird nicht mehr nur als Informationsveranstaltung, sondern als Ziel einer spannenden Schnitzeljagd wahrgenommen. Die Schülerinnen und Schüler werden motiviert, den Stand aktiv aufzusuchen, um das Rätsel zu lösen.  

Ambient Media im Schulumfeld (Ambient Recruiting)

Das direkte Lebensumfeld der Zielgruppe wird zur Werbefläche. Hierbei geht es nicht um plumpe Plakate, sondern um kreative Eingriffe in den Alltag.

  • Reverse-Graffiti (Clean-Graffiti): Anstatt Farbe aufzutragen, wird Schmutz von Gehwegen entfernt. Mit einer Schablone und einem Hochdruckreiniger werden provokante Fragen wie "Schule fertig, Plan fertig?" oder "Langeweile im Job? Nicht bei uns." auf den Boden vor Berufsschulen oder Gymnasien "geputzt".Daneben wird ein QR-Code platziert, der zu einer Landingpage mit einem Countdown zur Messe und ersten Hinweisen auf die Aktion am Stand führt. Diese Methode ist umweltfreundlich, überraschend und erzeugt hohe Aufmerksamkeit.  
  • Kreative Sticker-Kampagnen: Anstatt einfacher Logo-Sticker werden Aufkleber entworfen, die Teil eines größeren Ganzen sind. Beispielsweise könnten auf Spinden in Schulen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf Getränkeautomaten Sticker mit Puzzleteilen oder Code-Fragmenten verteilt werden. Die Botschaft lautet: "Finde die fehlenden Teile an deinem Messestand und gewinne!" Dies fördert den Sammel- und Spieltrieb.

Phase 2: Aktionen auf dem Weg zur Messe – Den ersten Kontakt herstellen

Der Weg zum Messegelände ist ein oft ungenutzter Touchpoint. Hier sind die Besucher noch offen für Eindrücke und können gezielt abgefangen und in die richtige Richtung gelenkt werden.

Interaktive Bushaltestellen

Eine oder mehrere Bushaltestellen auf den Hauptzufahrtswegen zur Messe werden temporär umgestaltet. Ein Beispiel, adaptiert von einer FitnessFirst-Kampagne , wäre eine Sitzbank, die mit einer integrierten Waage verbunden ist. Anstatt des Gewichts zeigt ein digitales Display jedoch eine Botschaft an: "Deine Zukunftsentscheidung wiegt schwer? Wir machen sie leichter. Besuch uns in Halle C, Stand 42." Diese unerwartete Interaktion bricht die Monotonie des Wartens, sorgt für Gesprächsstoff und verankert die Standnummer im Gedächtnis.

Mobile Werbeträger mit Interaktion

Statt passiver Flyer-Verteiler werden Promotion-Teams zu mobilen Interaktionspunkten. Ausgestattet mit auffälligen LED-Rucksäcken, die kurze Animationen, Rätsel oder den Countdown zur Auflösung der "Digitalen Mysterien"-Kampagne zeigen, ziehen sie die Blicke auf sich. In den Rucksäcken befinden sich kleine, nützliche Giveaways (z.B. gebrandete Powerbanks oder Müsliriegel) oder "Lösungskarten" für die Rätsel-Challenge, die sich die Passanten aktiv "greifen" dürfen. Dieser physische Akt des Nehmens senkt die Hemmschwelle zur Interaktion und schafft einen ersten positiven Kontakt.

"Silent-Disco-Crosswalk"

Eine besonders aufmerksamkeitsstarke Aktion an einer großen Fußgängerampel direkt vor dem Messeeingang. Promoter verteilen kabellose Kopfhörer an die wartenden Menschen. Sobald die Ampel auf Grün schaltet, wird über die Kopfhörer ein energiegeladener Song oder eine humorvolle, motivierende Botschaft eingespielt, die auf das Unternehmen und den Stand hinweist: "Der Weg ist frei – für den besten Beat und deinen Traumjob! Halle C, Stand 42.".Diese Aktion schafft ein gemeinschaftliches, überraschendes Erlebnis und hat enormes virales Potenzial.  

Phase 3: Aktionen am Messestand – Das unvergessliche Erlebnis schaffen

Der Messestand selbst ist die Hauptbühne. Hier musst du die im Vorfeld geweckten Erwartungen nicht nur erfüllen, sondern übertreffen. Der Stand muss vom Informations-Counter zur Erlebniswelt werden.

Thematische Standgestaltung (Der Stand als Erlebniswelt)

Der Stand wird zu einer immersiven Umgebung, die die Markenwelt deines Unternehmens erlebbar macht und sich radikal von den Nachbarständen abhebt. 

  • "Die Werkstatt der Zukunft": Ein Handwerksbetrieb gestaltet seinen Stand nicht mit Stellwänden, sondern als coole, futuristische Werkstatt. Mit Neon-Schriftzügen, einer magnetischen Werkzeugwand, an der Besucher interaktiv Werkzeuge anordnen können, und Arbeitsplätzen, an denen Lehrlinge live an einem spannenden Projekt (z.B. dem Bau eines E-Karts) arbeiten.
  • "Die Code-Lounge": Ein IT-Unternehmen schafft eine entspannte Atmosphäre, die an ein Start-up oder ein Gaming-Café erinnert. Anstelle von Stehtischen gibt es Sitzsäcke, eine Retro-Gaming-Konsole (Pac-Man, Space Invaders) und eine große Leinwand, auf der Besucher eine "Code-Challenge" lösen oder an einem Quiz teilnehmen können. Kostenlose Getränke und Snacks unterstreichen den Lounge-Charakter.
  • "Der Pop-Up-Store": Inspiriert von der Adidas-Aktion, die einen Laden wie einen riesigen Schuhkarton gestaltete, kann der Stand als überdimensionales, begehbares Produkt oder Symbol deines Unternehmens konzipiert werden. Ein Bauunternehmen könnte einen Stand in Form eines riesigen LEGO-Bausteins errichten, ein Logistikunternehmen in Form eines stilisierten Frachtcontainers.

Interaktive Erlebnisse (Gamification & Nützlichkeit)

Passives Informieren wird durch aktives Erleben ersetzt. Gamification und nützliche Dienstleistungen sind die Schlüssel, um Besucher zu aktivieren und qualifizierte Gespräche zu initiieren.

  • VR/AR-Job-Simulatoren: Mithilfe von Virtual oder Augmented Reality können Jugendliche spielerisch und ohne Risiko in die Berufswelt eintauchen. Ein Elektrotechnik-Unternehmen könnte eine VR-Anwendung entwickeln, bei der man eine komplexe Schaltung virtuell zusammenbauen muss. Ein Speditionsunternehmen könnte einen LKW-Fahrsimulator anbieten. Solche Erlebnisse sind extrem einprägsam und generieren hohe Aufmerksamkeit, ähnlich dem Eurofighter-Simulator der Bundeswehr. 
  • Escape Room Challenge: Am Stand wird ein Mini-Escape-Room eingerichtet. Kleine Teams von 2-3 Besuchern haben 5 Minuten Zeit, um ein Rätsel zu lösen, das direkt mit den Fähigkeiten des angebotenen Lehrberufs verknüpft ist. Beispiel für einen Tischlerbetrieb: "Findet den versteckten Bauplan und setzt die Holzteile in der richtigen Reihenfolge zusammen, um die Box zu öffnen." Dies fördert Teamwork, macht Spaß und gibt deinem Unternehmen Einblicke in die Problemlösekompetenz der Kandidaten. 
  • Nützliche Services mit Mehrwert: Anstatt nur zu nehmen (Daten), gibst du zuerst etwas von echtem Wert. Ein kostenloser "Bewerbungsfoto-Service" durch einen professionellen Fotografen am Stand ist ein extrem willkommenes Angebot.Als Gegenleistung bittest du um die Kontaktdaten für die Zusendung der Fotos. Ebenso wertvoll ist ein "CV-Quick-Check", bei dem die aktuellen Lehrlinge deines Unternehmens den Lebenslauf der Besucher durchsehen und Tipps aus ihrer eigenen Erfahrung geben.  
  • Co-Creation-Wand: Eine große, interaktive Wand mit der zentralen Frage: "Was muss ein geiler Job für dich haben?". Besucher werden eingeladen, ihre Wünsche, Ideen und Forderungen auf bunte Post-its zu schreiben und an die Wand zu pinnen. Dies schafft nicht nur eine hohe Interaktion und eine visuell ansprechende, sich ständig verändernde Wand, sondern liefert deinem Unternehmen auch authentische und wertvolle Insights direkt von der Zielgruppe. Es signalisiert: "Wir hören zu."

Unkonventionelle Giveaways mit Storytelling

Der klassische Kugelschreiber hat ausgedient. Giveaways müssen heute nützlich, originell und idealerweise teilbar sein.

  • Nützlich & Gebrandet: Eine der größten Sorgen auf einer Messe ist ein leerer Handy-Akku. Das Anbieten von kostenlosen Lademöglichkeiten oder das Verschenken von kleinen, gebrandeten Powerbanks ist ein Service, der extrem geschätzt wird.Ebenso beliebt sind Stofftaschen, die jedoch nicht nur mit einem Logo, sondern mit einem witzigen, provokanten oder ästhetisch ansprechenden Design bedruckt sein müssen, das man gerne im Alltag zeigt. 
  • Nachhaltig & Symbolisch: Um den Wert der Nachhaltigkeit bei der Gen Z anzusprechen, eignen sich Giveaways mit einer tieferen Bedeutung. Ein Beispiel ist ein "Bio-Snack" oder ein Kornriegel, der in einer Hülle aus Saatpapier verpackt ist. Die Verpackung kann zu Hause eingepflanzt werden, woraus dann Blumen oder Kräuter wachsen.Dies symbolisiert Wachstum und Entwicklung – eine perfekte Metapher für eine Lehre – und schafft eine langanhaltende, positive Markenerinnerung.  
  • Interaktiv & Digital: Die Verknüpfung der physischen mit der digitalen Welt. Ein NFC-Sticker (Near Field Communication) oder ein QR-Code auf einem Giveaway führt beim Scannen mit dem Smartphone zu einer exklusiven, mobil-optimierten Landingpage.Dort wartet ein kleines Spiel, ein Rabattcode für einen Partner-Shop oder eine "geheime" Information über eine exklusive Lehrstelle, die nicht offiziell ausgeschrieben ist. Wichtig ist hierbei, jeden Link mit eindeutigen UTM-Parametern zu versehen, um den Erfolg der Aktion präzise messen und nachverfolgen zu können. 

Phase 4: Aktionen abseits des eigenen Standes – Das Messegelände als Spielfeld

Guerilla-Marketing bedeutet, die Konventionen zu brechen – und dazu gehört auch die unsichtbare Grenze deines eigenen Messestandes. Das gesamte Messegelände wird zur Bühne.

"Trojanisches Recruiting"

Diese Taktik nutzt Tarnung, um an unerwarteten Orten präsent zu sein.Anstatt direkt als Unternehmen aufzutreten, wird eine scheinbar unabhängige Serviceleistung angeboten. Ein mobiler Kaffeewagen, eine Popcorn-Maschine oder ein Smoothie-Stand wird an einem strategisch günstigen Ort in der Messehalle platziert. Die Produkte werden kostenlos oder sehr günstig abgegeben. Der Clou liegt im Detail: Auf den Bechern, Tüten oder Servietten befindet sich eine subtile, aber klare Botschaft: "Energie für deine Entscheidung? Hol dir den Rest bei uns: Halle C, Stand 42." oder "Guter Geschmack? Haben wir auch bei der Jobauswahl. Besuch uns..."  

Ambient Marketing an unerwarteten Orten

Hierbei werden alltägliche Objekte und Flächen im Messeumfeld kreativ umfunktioniert.

  • Spiegel-Sticker in Sanitäranlagen: Auf den Spiegeln der Toiletten werden Sticker auf Augenhöhe angebracht. Wenn sich die Besucher betrachten, lesen sie eine direkte Ansprache: "Siehst du hier deine Zukunft? Vielleicht. Siehst du sie bei uns? Bestimmt. Halle C, Stand 42." Dies nutzt einen intimen Moment für eine überraschende und humorvolle Botschaft.
  • Bodenaufkleber (Genehmigungspflichtig!): Eine Spur aus auffälligen Bodenaufklebern führt die Besucher von den Eingängen oder Hauptwegen direkt zum Stand. Anstatt einfacher Pfeile erzählen die Aufkleber eine kleine Geschichte oder stellen Fragen: "Schritt 1: Messe betreten. Schritt 2: Orientieren. Schritt 3: Den richtigen Weg einschlagen. Folge uns zu deinem Traumjob."
  • "Event Ambush" in Vortragssälen: Inspiriert von der Skoda-Aktion im Theater, werden vor Beginn eines gut besuchten Vortrags oder einer Podiumsdiskussion unauffällig Sticker oder kleine Kärtchen auf der Rückseite oder Unterseite der Stühle angebracht. Wenn die Veranstaltung vorbei ist und die Besucher aufstehen, entdecken sie die Botschaft. Dies erreicht eine hochkonzentrierte und interessierte Zielgruppe in einem Moment der Überraschung.  

Die Spielregeln: Rechtliche und logistische Leitplanken

Guerilla-Recruiting lebt von Kreativität und dem Bruch mit Konventionen. Doch dieser kreative Freiraum existiert nicht im luftleeren Raum. Jede noch so geniale Idee muss sich an rechtliche und logistische Rahmenbedingungen halten, damit du nicht nur erfolgreich, sondern auch legal handelst. Insbesondere auf dem stark regulierten Terrain einer Messe ist die genaue Kenntnis der "Spielregeln" unerlässlich. Eine Missachtung kann nicht nur zu empfindlichen Strafen, sondern auch zum sofortigen Abbruch deiner Aktion und einem erheblichen Imageschaden führen.

Allgemeiner rechtlicher Rahmen

Guerilla-Marketing bewegt sich oft in rechtlichen Grauzonen, was eine sorgfältige Planung und im Zweifelsfall eine frühzeitige Konsultation mit einem Rechtsexperten für dich unabdingbar macht. 

  • Genehmigungen: Nahezu jede Aktion, die du außerhalb deiner gemieteten Standfläche durchführst, ist genehmigungspflichtig. Dies betrifft das Anbringen von Stickern, das Verteilen von Flyern in den Gängen, das Aufstellen von mobilen Promotion-Ständen oder die Durchführung von Aktionen im öffentlichen Raum vor der Messe (z.B. Reverse-Graffiti).Du musst die Genehmigungen rechtzeitig beim Messeveranstalter oder den zuständigen städtischen Behörden einholen.  
  • Hausrecht: Der Messeveranstalter übt auf dem gesamten Gelände das Hausrecht aus. Er ist berechtigt, Aktionen jederzeit zu untersagen und entfernen zu lassen, wenn diese nicht angemeldet sind, den Messebetrieb stören, gegen die guten Sitten verstoßen oder Sicherheitsrisiken bergen. 
  • Wettbewerbsrecht: Die Grenze zum unlauteren Wettbewerb ist schnell überschritten. Das aktive Abhalten von Mitarbeitern eines Konkurrenzunternehmens von deren Arbeit oder aggressive Abwerbemethoden sind verboten.Ebenso tabu ist das Platzieren von eigenem Werbematerial auf den Ständen anderer Aussteller. Aktionen, die einen direkten Konkurrenten herabwürdigen, wie das Platzieren von Werbe-LKW auf dem Parkplatz eines Wettbewerbers, können als respektlos angesehen werden und negative Konsequenzen haben. 
  • Datenschutz (DSGVO): Sobald du personenbezogene Daten erhebst – sei es bei einem Gewinnspiel, durch das Scannen eines QR-Codes, der zu einem personalisierten Angebot führt, oder bei der Anmeldung zu einem Newsletter am Stand – musst du die strengen Vorschriften der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) lückenlos einhalten. Dies erfordert transparente Informationen über die Datenverwendung und eine klare Einwilligung der Betroffenen.

Risikomanagement

Neben den rechtlichen Aspekten birgt Guerilla-Marketing auch inhärente Risiken, die du proaktiv managen musst.

  • Negative Publicity und "Shitstorms": Nicht jede kreative Idee wird wie beabsichtigt aufgenommen. Eine Aktion kann falsch verstanden werden, als anstößig empfunden werden oder aus anderen Gründen negative Reaktionen in den sozialen Medien hervorrufen. Es ist entscheidend, dass du im Vorfeld mögliche negative Interpretationen diskutierst und einen Plan für die Krisenkommunikation in der Schublade hast, um im Ernstfall schnell und professionell reagieren zu können. 
  • Unerwartete Reaktionen und Fehlschläge: Der Erfolg einer Guerilla-Aktion ist schwer vorhersagbar. Es besteht immer das Risiko, dass eine Aktion ignoriert wird, nicht den gewünschten viralen Effekt erzielt oder im schlimmsten Fall sogar zu Unfällen oder Sachbeschädigungen führt.Manchmal wird durch eine Aktion auch die Polizei informiert, was zwar im besten Fall mit Humor genommen wird, aber dennoch ein Risiko darstellt.  
  • Illegale und unethische Anfragen: Seriöse Agenturen lehnen konsequent Anfragen ab, die illegal, gefährlich oder moralisch verwerflich sind. Ideen wie das Inszenieren von Entführungen, das Platzieren von Bombenattrappen oder das öffentliche Demütigen von Menschen sind nicht nur geschmacklos, sondern schaden deiner Marke nachhaltig und unwiderruflich. 

Messe-Spezifische Vorschriften

Die Regeln der Messeveranstalter sind oft in einer Vielzahl von Dokumenten wie Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), technischen Richtlinien oder Serviceheften verstreut. Eine Guerilla-Aktion ist jedoch nur so gut wie ihre praktische Umsetzbarkeit.

Die Messung des Erfolgs: Mehr als nur die Anzahl der Kontakte

Eine der größten Herausforderungen bei Guerilla-Marketing ist die Messung des Erfolgs. Im Gegensatz zu traditionellen Kampagnen, bei denen Kennzahlen wie der Tausender-Kontakt-Preis (TKP) oder Cost-per-Click (CPC) etabliert sind, ist der Return on Investment (ROI) von kreativen, unkonventionellen Aktionen schwerer zu quantifizieren. Dennoch ist es nicht unmöglich. Ein strategischer Ansatz zur Erfolgsmessung ist für dich entscheidend, um den Wert deiner Kampagne zu belegen, zukünftige Aktionen zu optimieren und dein investiertes Budget zu rechtfertigen. Dabei musst du den Fokus über simple Metriken wie die Anzahl der verteilten Flyer oder Giveaways hinauslegen.

Definition relevanter KPIs (Key Performance Indicators)

Der Erfolg einer Guerilla-Recruiting-Kampagne auf einer Messe manifestiert sich auf mehreren Ebenen, die jeweils mit spezifischen KPIs gemessen werden können.

  • Digitale Interaktion und Reichweite: Dies misst die direkte Reaktion der Zielgruppe auf die digitalen Anknüpfungspunkte der Kampagne.
    • Anzahl der QR-Code-Scans: Jeder QR-Code, den du auf Flyern, Stickern oder am Stand platzierst, muss mit einem einzigartigen, nachverfolgbaren Link (z.B. über bit.ly) oder UTM-Parametern versehen sein. Nur so kannst du exakt messen, wie viele Personen durch eine spezifische Aktion auf deine digitale Präsenz gelenkt wurden. 
    • Traffic auf der Kampagnen-Landingpage: Die Anzahl der Besuche (Sessions), die Verweildauer und die Absprungrate auf der speziell für die Kampagne eingerichteten Landingpage geben Aufschluss darüber, wie ansprechend und relevant die Inhalte für die Besucher waren. 
    • Social Media Engagement: Dies ist eine der wichtigsten Währungen im Guerilla-Marketing. Gemessen werden die Anzahl der Posts, Stories und Reels, die den offiziellen Kampagnen-Hashtag verwenden (User-Generated Content), sowie die Anzahl der Likes, Shares und Kommentare auf den eigenen Kanälen. Tools zur Social-Media-Analyse können zudem die erreichte Reichweite und das Sentiment (positiv, neutral, negativ) der Diskussionen erfassen. 
  • Lead-Generierung und Bewerberqualität: Hier wird der direkte Einfluss auf die Recruiting-Pipeline gemessen.
    • Anzahl generierter Leads: Wie viele Kontaktdaten konntest du durch Aktionen wie Gewinnspiele, Newsletter-Anmeldungen oder den Bewerbungsfoto-Service sammeln?
    • Anzahl und Quelle der Bewerbungen: Die entscheidende Kennzahl ist die Anzahl der eingegangenen Bewerbungen, die direkt auf die Messe-Aktion zurückzuführen sind.Dies erfordert eine saubere Erfassung in deinem Bewerbermanagementsystem.  
    • Qualität der Bewerbungen: Noch wichtiger als die reine Quantität ist die Qualität. Passen die Bewerberinnen und Bewerber, die du durch die Guerilla-Aktion gewonnen hast, besser zum Unternehmensprofil? Ist die "Conversion Rate" von der Bewerbung zum Vorstellungsgespräch höher als bei anderen Kanälen?
  • Markenwahrnehmung und Medienäquivalenzwert: Diese KPIs messen den mittel- und langfristigen Effekt auf dein Employer Branding.
    • Medienberichterstattung (Clippings): Wurde deine Aktion von lokalen Medien, Fachblogs oder Influencern aufgegriffen? Der Medienäquivalenzwert beziffert, was eine vergleichbare Reichweite in Form von bezahlter Werbung gekostet hätte. 
    • Markenbekanntheit: Umfragen vor und nach der Messe können helfen, eine Veränderung in der Bekanntheit deiner Arbeitgebermarke innerhalb der Zielgruppe zu messen.

Tools und Methoden zur Erfolgsmessung

Um die definierten KPIs zu erheben, bedarf es der richtigen technologischen und methodischen Infrastruktur.

  • Spezielle Landingpages und UTM-Tracking: Jede Guerilla-Aktion, die einen digitalen Call-to-Action enthält, muss auf eine eigene, mobil-optimierte Landingpage führen. Dies verhindert, dass der Traffic auf der allgemeinen Karriereseite untergeht. Jeder Link muss mit UTM-Parametern versehen werden, die die Quelle (z.B. messe_wien), das Medium (z.B. qr_code_sticker) und die Kampagne (z.B. guerilla_recruiting_2025) eindeutig identifizieren. Diese Daten fließen in Analysetools wie Google Analytics und machen den Erfolg jeder einzelnen Maßnahme sichtbar. 
  • Hashtag-Monitoring: Es gibt zahlreiche professionelle Tools (z.B. Brandwatch, Talkwalker), die in Echtzeit alle Nennungen eines bestimmten Hashtags über verschiedene soziale Netzwerke hinweg verfolgen. Dies ermöglicht eine quantitative und qualitative Analyse der Online-Konversationen.
  • Bewerber-Tracking-System (ATS): In deinem Bewerbermanagementsystem musst du eine eigene Quelle, z.B. "Messe Guerilla Wien 2025", anlegen. Dein Personal am Stand muss die Bewerber aktiv fragen, wie sie auf das Unternehmen aufmerksam geworden sind, und diese Information sauber im System dokumentieren. Bei Online-Bewerbungen über die Landingpage wird die Quelle automatisch korrekt zugewiesen.
  • Direktes Feedback am Stand: Die einfachste und oft aufschlussreichste Methode ist die direkte Befragung der Besucher am Stand: "Was hat dich zu uns geführt?", "Hast du unsere Aktion an der Bushaltestelle gesehen?". Dieses qualitative Feedback liefert wertvolle Einblicke, die über reine Zahlen hinausgehen.

Durch die Kombination dieser quantitativen und qualitativen Methoden lässt sich ein umfassendes Bild vom Erfolg deiner Guerilla-Recruiting-Kampagne zeichnen und der Beweis antreten, dass Kreativität nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch messbare Ergebnisse liefert.

Schlussfolgerung: Mut zur Lücke – Dein Fahrplan zur erfolgreichen Guerilla-Aktion

Der "War for Talents", insbesondere im Bereich der Lehrlingsausbildung, wird nicht mehr allein durch die Größe des Messestandes oder das Volumen des Marketingbudgets entschieden. Auf den überfüllten und lauten Berufsinformationsmessen von heute gewinnt, wer es schafft, aus der Konformität auszubrechen und eine echte, erinnerungswürdige Verbindung zur Zielgruppe herzustellen. Guerilla-Recruiting ist dabei nicht nur eine Ansammlung bunter Taktiken, sondern ein strategisches Mindset, das auf den Prinzipien von Überraschung, Authentizität und einem tiefen Zielgruppenverständnis beruht.

Die Analyse hat gezeigt, dass die Generation Z in Österreich zwar pragmatisch und sicherheitsorientiert ist, aber gleichzeitig hohe Ansprüche an die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit, die Werte des Arbeitgebers und die Authentizität der Kommunikation stellt. Sie sind werberesistent, aber empfänglich für Erlebnisse, die sie als Entdecker und nicht als Konsumenten ansprechen. Genau hier liegt das enorme Potenzial von Guerilla-Methoden.

Um dieses Potenzial zu heben, musst du jedoch einen strategischen und disziplinierten Ansatz verfolgen. Die folgenden Imperative fassen deinen Fahrplan zur erfolgreichen Guerilla-Aktion zusammen:

  1. Verstehe deine Zielgruppe bis ins Detail: Die Werte, Wünsche und digitalen Lebensräume der Generation Z sind der Kompass für deine Kreativität. Jede Idee muss an ihrer Lebensrealität andocken, um relevant zu sein.
  2. Sei authentisch: Die kreativste Aktion verpufft, wenn sie nicht zur Kultur und den Werten deines Unternehmens passt. Eine aufgesetzte Kampagne wird von der Generation Z sofort als solche entlarvt und schadet mehr, als sie nützt. 
  3. Denke die gesamte Candidate Journey: Die Guerilla-Aktion ist nur der spektakuläre Anfang. Der darauffolgende Bewerbungsprozess muss den Spirit von Einfachheit, Schnelligkeit und Wertschätzung weitertragen, um den positiven ersten Eindruck nicht zu zerstören. 
  4. Plane akribisch, wirke spontan: Der magische Moment der Überraschung ist das Ergebnis minutiöser Vorbereitung. Jedes Detail, von der Materialbeschaffung bis zum Timing, muss durchdacht sein, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. 
  5. Prüfe die Regeln: Kreativität braucht Leitplanken. Die genaue Kenntnis der Messeordnung und der rechtlichen Rahmenbedingungen ist keine Bremse, sondern die Voraussetzung dafür, dass eine Idee überhaupt umgesetzt werden darf und kann.

Letztendlich erfordert Guerilla-Recruiting vor allem eines: Mut. Den Mut, ausgetretene Pfade zu verlassen, Fehler zu machen und das Risiko des Unkonventionellen einzugehen.In einem hart umkämpften Markt ist das Befolgen der alten Regeln keine Garantie mehr für Erfolg. Es führt lediglich dazu, Teil des grauen Durchschnitts zu bleiben. Der Mut, die Regeln kreativ zu hinterfragen und gezielt zu brechen, kann der entscheidende Wettbewerbsvorteil sein, um die Talente von morgen zu gewinnen. Beginne klein, teste eine Idee, messe den Erfolg und lerne daraus. Werde zu dem Arbeitgeber, über den man spricht – nicht weil du am lautesten schreist, sondern weil du die cleverste und überraschendste Geschichte erzählst.  

Quellen

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  2. messebau.de, "Messestand gestalten: 15 Tipps & Tricks für Ihren Messeauftritt",https://www.messebau.de/ratgeber/messestand-gestalten-15-tipps-tricks/
  3. helloprint.de, "Top 4 der Guerilla Marketingideen für Messen",https://www.helloprint.de/blog/top-4-der-guerilla-marketingideen-fuer-messen/
  4. flyeralarm.com, "Ist Guerilla Marketing legal? Was erlaubt ist und was nicht",https://www.flyeralarm.com/blog/de/ist-guerilla-marketing-legal
  5. giftcampaign.de, "Guerilla Marketing: 11+ Beispiele & Ideen für 2025",https://www.giftcampaign.de/blog/guerilla-marketing-beispiele/
  6. eventmobi.com, "Kreative Ideen für Messestände – praxiserprobt & wirkungsvoll",https://www.eventmobi.com/de/blog/tipps-aus-der-praxis-10-inspirierende-ideen-fuer-messestaende/
  7. taggbox.com, "Die 21 besten Ideen für Messestände, um Ihre Gäste zu beeindrucken",https://taggbox.com/de/blog/trade-show-booth-ideas/
  8. sekretaria.de, "Messe-Knigge: So wird Ihr Messeauftritt ein Erfolg",https://www.sekretaria.de/bueroorganisation/soft-skills/business-knigge/messe-knigge/
  9. sumup.com, "Guerilla Marketing: Definition, Beispiele und Taktiken",https://www.sumup.com/de-de/wachsen/marketing/guerilla-marketing/
  10. solopress.com, "Der ultimative Leitfaden zum Ausstellen auf den Messen",https://www.solopress.com/blog/de/ausstellungen-messen/der-ultimative-leitfaden-zum-ausstellen-auf-den-messen/
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